Neujahrsempfang am Sonntag, 14. Januar 2024
Jahresmitgliederversammlung 2024 am Freitag, 15. März 2024
Burg und Glocken - was haben die wohl gemeinsam? In diesem Fall sehr viel: Auf Burg Greifenstein begegnete uns die tausendjährige Geschichte der Glocken.
Die gut gepflegte Burgruine mit ihren beiden unterschiedlichen Türmen (einer mit Rund-, der andere mit Spitzdach) grüßte schon von Weitem die 25 Mitglieder des Fördervereins.
Erste urkundliche Nennungen der Burg stammen aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts. Sie lag an einer wichtigen Handelsstraße, der sogenannten „Hohen Straße", und war wegen ihrer damit verbundenen guten Einnahmen immer sehr begehrt. 1432 werden die Grafen zu Solms-Braunfels die alleinigen Besitzer und verwalten die Burg bis Ende des 17. Jahrhunderts. Danach ist die Burg unbewohnt und verfällt, da Graf Wilhelm Moritz seinen Hof nach Braunfels verlegt.
1969 schenkt der Fürst zu Solms-Braunfels die Burgruine dem Greifenstein-Verein e. V., der in der Folgezeit mit viel Engagement und Geld die vorhandene Bausubstanz sichert und erneuert.
1974 hatte Hans-Gerd Rincker, der Vater der jetzigen Brüder Rincker, die Idee, im ehemaligen Geschützturm ein Glockenmuseum zu errichten. Die Anfänge waren bescheiden, aber inzwischen erweitert und renoviert, präsentieren sich die Ausstellungsstücke jetzt wohlgeordnet und gut beschriftet in mehreren Etagen des Turms. Die älteste Glocke stammt aus dem 11. Jahrhundert.
Informationstafeln gibt es auch zu den verschiedenen Baukörpern der Burg. Sie hatte einst 27 Tore und wurde wegen ihrer dicken Mauern und Bollwerke nie eingenommen. Wir stiegen hinab zur Katharinen-Kapelle aus dem 15. Jahrhundert und hinauf zur barocken Kirche darüber, die um 1700 errichtet wurde. In ihr ist reicher barocker Schmuck, vor allem fallen die 72 Engel und Putten auf, ein spezieller Wunsch der Gemahlin des Grafen Wilhelm Moritz. Diese Kirche wird bis heute von der Gemeinde Greifenstein genutzt.
Im nahen Örtchen Sinn führte uns Herr Rincker persönlich durch die Gießerei, die er und sein jüngerer Bruder führen. Die Gießerei ist seit über 400 Jahren im Familienbesitz, seit knapp 200 Jahren am jetzigen Standort im ehemals „Nassauischen Gebiet".
Jeder kennt Schillers „Lied von der Glocke", in dem der Gießvorgang beschrieben wird. Heute hat sich einiges geändert, was Hilfsmittel, Geräte und das Heizen des Schmelzofens betrifft, aber immer noch ist Glockengießen Handarbeit und verlangt langjährige Erfahrung. Geblieben ist auch, dass die Bronze immer aus 22 Teilen Zinn und 78 Teilen Kupfer besteht und auf 1120°C erhitzt werden muss. Und es gehören Hitze, Lehm, Ruß und Staub zur Werkshalle, und auch - Mäuse! Als Bindemittel für den Lehm werden Gerstengrannen benutzt ....
Heute werden nur noch wenige Glocken gegossen - der Bedarf, der nach dem Weltkrieg bestand, ist lange gedeckt. Die Firma hat aber 3600 Wartungsverträge für Glocken und ihre Aufhängungen und Antriebe.
Hauptgeschäft heute ist der Kunstguss. Wir sahen den Guss zweier großer Metallplatten. Zwei Arbeiter gossen glühende Bronze durch Löcher in die aus Ober- und Unterplatte zusammengesetzten Formen. Nach dem Erkalten erhält man dann Gedenktafeln mit Schrift oder Abbildungen. Aber auch Plastiken nach individuellen Künstlerentwürfen werden ab-geformt und gegossen.
Rincker-Glocken läuten in der Berliner Gedächtniskirche, aber auch in Kirchen Ungarns, Finnlands, Südafrikas, Mexikos, Chiles, und sogar das Glockenspiel von Osaka (25 Glocken) stammt aus Sinn.
Danke, Herr Dr. Sambeth, dass Sie uns einen so lehrreichen und interessanten Tag beschert haben!
Iris Mensing
Eberhard (der mit dem Barte) am Pranger
Begrüßung der Königsteiner durch Herrn Hanns Martin Rincker
Auf der mittleren Etage des Glockenmuseums
unten, von Glocken umgeben
was (wegen schlechter Aufteilung) nicht auf den Rand der Glocke passt, muss oben drauf
Unten an der Burgmauer
Typisch evangelisch, Kanzel über dem Altar
In der barocken Schlosskirche mit den vielen Engeln
unstobjekt „Starfighter“ aus Edelstahl
Warten auf den Plattenguss
Herr Rincker erläutert die Geschichte des Hauses
Der Künstler begutachtet einen fertigen Plattenguss seines Werkes
Der 1:1-Entwurf einer Glocke, aus dem die Schablonen geschnitten werden
Schnittmodell einer Glockenform
Fertige Glocken vor der Werkshalle
Innere Burg Greifenstein mit ungleichem Doppelturm als Bergfried