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Förderkreis der Städtepartnerschaft e.V. Königstein im Taunus
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Ortsführung in Hochheim und Besichtigung der Deponie Wicker

Ein "Hock" auf Hochheim und Überraschung in der Deponie Wicker

36 Königsteiner, Mitglieder des Förderkreises Königstein - Le Cannet und des Freundeskreises der Städte Königstein trafen sich zu einem etwas konträren Tagesausflug.

Durch die Wein- und Fachwerkstadt Hochheim führte uns die kundige einheimische Luise Münster. Von ihr erfuhren wir viel über die Geschichte und die Gebäude der Altstadt. Hochheim war schon früh, im 5. - 4. Jahrh. v. Chr., durch Kelten besiedelt. Wichtiges und schönes Fundstück aus der Bronzezeit: Der Keltenspiegel. Später kamen die Römer und brachten den Weinanbau mit. Erstmals erwähnt wurde Hochheim 754 während des Leichenzuges von Bonifatius.
Die Altstadt liegt etwa 35 m über der Untermainebene. Die Weinsüdhänge ziehen sich unterhalb der Altstadt bis fast zum Main hin. Vom Platz „Belvedere" an der Kirche „St. Peter und Paul" hat man einen herrlichen Blick, bei guter Sicht bis hin zum Odenwald. Wir bewunderten die große barocke Kirche, ihre schönen Altäre mit weißen Heiligenfiguren, die wie Marmorstatuen wirken, und die wertvollen Deckenfresken von 1725 vom Barockmaler Enderle. 1845 besuchte Königin Victoria die Stadt. Man benannte später einen Weinberg nach ihr und errichtete ihr ein Denkmal, denn sie machte den „Hock" in England bekannt. „Hock keeps off the Doc."

Es werden 80 % Riesling angebaut, dazu Spätburgunder, Kerner, Müller-Thurgau und andere Sorten. Seit dem 19. Jahrhundert ist Hochheim auch wegen der Sektproduktion bekannt. „Burgeff-Sekt" ging über in die heutige Sektkellerei Rotkäppchen-Mumm.
Neben den vielen meist aufwändig restaurierten Fachwerkhäusern fällt besonders der „Domänenhof" auf. Er war einst Weingut und Sommersitz der Mainzer Erzbischöfe. Erhalten geblieben ist auch an der Südseite der Altstadt als einziges Stadttor das „Maintor", auf dem das Küsterhaus „sitzt". Neben den dortigen Resten der Stadtmauer sahen wir auch das Weingut der Stadt Frankfurt.
Seit 1484 wird alljährlich im November der „Hochheimer Markt" abgehalten, viel besucht und viel gerühmt!
Wir waren uns nach der interessanten und lebendigen Stadtbegehung einig: Wir kommen wieder, sei es zum Markt oder sei es zum Bummeln, Wein trinken und essen oder zum Spazieren durch die Weinfelder.

Auf die Mülldeponie Wicker waren wir neugierig, wussten aber nicht so recht, was uns erwartet. Wir wurden angenehm überrascht.
Herr Töpfer, der Geschäftsführer, begrüßte uns in einem modernen Konferenzraum mit Kirschsecco aus eigener Herstellung. Dann informierte er uns an Hand von Grafiken über die Geschäftsstrukturen und die Entwicklung der RMD = Rhein-Main-Deponie. Aus einer einfachen Müllkippe der 70er Jahre wurde der „Recycling- und Energiepark" mit heute 126 Beschäftigten und 41,6 Mio. Jahresumsatz. Gesellschafter sind der Hochtaunus- und der Maintaunuskreis. Die RMD besitzt als Eigentum eine Fläche von 21 Hektar und im Jahr 2012 wurden 2,8 Mio. t Material „bewegt". Es bestehen Leasing- und Pachtverträge mit Privatfirmen, die auch auf dem Gelände arbeiten.
Das Umdenken fand in den 80er Jahren statt: Man wollte nicht länger Abfall und Bauschutt lagern, sondern als Rohstoffquellen nutzen. Eine Bauschutt-Recyclinganlage machte den Anfang. Dann folgten Grünschnittkompostierung und 1994 die Inbetriebnahme der Wertstoffsortieranlage. Zum Schutz der Umwelt wurden eine bis zu 23 m tiefe Schlitzwand und ein Technikgebäude errichtet, in dem Sicker- und Grundwasser aus der Deponie gereinigt und das Deponiegas in einem Kraftwerk verbrannt werden.
Die RMD ist: Sammel- und Übergabestelle von Elektroschrott, Zerlegebetrieb für Elektronik- und Elektrokältegeräte (durch Partnerfirmen), Abfallumschlagplatz, Abfallsortierung, auch Logistikdienstleister für Winterdienste (z. B. am Feldberg). Hausmüll wird, wenn nötig, zwischengelagert, landet dann aber in den Abfallverbrennungsanlagen in Frankfurt und Offenbach. Wertstoffe wie Glas, Papier und Verpackungsmaterial mit dem Grünen Punkt werden von anderen gesammelt und verwertet.
Es gibt auch eine technische Anlage zur Aufbereitung der Schlacken aus den Öfen. Daraus wird Baustoff für die Deponie. Ein Biomassekraftwerk erzeugt Strom aus Altholz. Strom liefert auch eine Photovoltaikanlage auf den Deponiehügeln.
Die RMD bewirtschaftet auch landwirtschaftliche Flächen wie Streuobstwiesen. 3.500 Obstbäume werden versorgt und das Obst zu Säften, Gelee, Apfelwein und Kirschsecco verarbeitet.
Beim Rundgang über das Deponiegelände, auch dort mit Informationen in verständlicher Form von Herrn Töpfer versorgt - er war früher Bürgermeister von Schmitten gewesen - wurden wir erneut überrascht: Keiner musste über Müll steigen und die Geruchsbelästigung war auch gering. Wir sahen verschiedene Recycling- und Aufbereitungsanlagen, auch die Photovoltaikfelder. Besonders eindrucksvoll fanden wir die Kletterwand für jedermann außen am Biomassekraftwerk. Seltene Pflanzen und Tiere haben inzwischen auf dem Deponiegelände eine Heimat gefunden.
Es wird jedoch noch Jahre dauern, die äußere Form der Deponieberge herzustellen: Erdaushub und Bauschutt müssen eingebaut und Abdichtungssysteme angebracht werden, schließlich die Oberflächen rekultiviert werden.
Der Tag fand seinen Ausklang in der gemütlichen, holzverkleideten Gaststube, wo wir mit Essen und Getränken verwöhnt wurden.
Unser Dank geht an Dr. Walter Sambeth und Lutz Paul, aber auch an Katja Metz, Betriebsratsvorsitzende der RMD, die uns diesen Besuch mit all den Einblicken und neuen Erkenntnissen ermöglichten.

Iris Mensing

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