Neujahrsempfang am Sonntag, 14. Januar 2024
Jahresmitgliederversammlung 2024 am Freitag, 15. März 2024
Bienvenue au KTC á Königstein“ – schon der Schriftzug auf der großen Leinwand ließ keinen Zweifel am Thema des heutigen Abends, ein festlich gewandetes Burgfräulein nebst Junker inmitten trachtentragender Französinnen und Franzosen auf der Bühne bestätigten, den richtigen Saal gefunden zu haben: Die Offiziellen von Königstein und Le Cannet hatten sich am oberen Bangert getroffen, um das 35jährige Bestehen der Städtepartnerschaft gebührend zu feiern.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Schon vor dem Betreten des KTC erfasste den Besucher eine Atmosphäre von echter Herzlichkeit und Freundschaft, wie sie später in nahezu allen Ansprachen herausgestellt werden sollte. Menschen aller Altersstufen strebten über den Parkplatz dem Gebäude zu, stets in kleinen Grüppchen und stets in zweisprachiger Unterhaltung lebendig vertieft. Verheißungsvoll verpackte Päckchen und Musikinstrumente der unterschiedlichsten Bauarten wurden unter angeregtem Gemurmel in den großen Saal getragen, wo schließlich erst Pianist Walter Haimann für die nötige Ruhe sorgen konnte, indem er eine Jazzversion von „Freude, schöner Götterfunken“ auf die Tasten brachte.
„Fünfzig Jahre Römische Verträge, das ist die staatliche Ebene, auf kommunaler Ebene aber ist die Bürgerschaft Träger der Völkerverständigung“ schlug Dr. Reinhard Siepenkort in seiner Begrüßungsrede den Bogen von der großen Politik zum „kleinen Mann“ und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, wie viele aktive Mitglieder der Freundeskreis hat, und auch, wie viele „Sympathisanten außerhalb“. Stadtbibliothek und Geschäfte hatten ihre Schaufenster zu Ehren der Südfranzosen dekoriert, Elektro-Alter den Hof zum ersten Empfang bereitgestellt, Bäcker Hees gar „Le-Cannet-Brot“ gefertigt. „Leimeister gibt den Partnerschaftswein und Herr Kiefer die Schokolade dazu“ brachte der Präsident das Engagement auf den Punkt. Während er sogar deutsch-französische Familien stolz als „Symbol der Städtepartnerschaft“ aufzählen konnte, galt seine Sorge vor allem der Zukunft: „Hoffentlich wird die Folgegeneration dieses Engagement übernehmen!“ Doch selbst, wenn in diesem Verein einmal ein „generation gap“ auftreten sollte, gäbe es genügend Nachbarorganisationen, um die Beziehungen zu retten: Neben Falkenstein-Le Mêle (40 Jahre) gratulierte Siepenkort auch den Vertretern etlicher jüngerer Vereine zu ihren Jubiläen, wie zum Beispiel Glashütten-Caromb (30 Jahre), Königstein-Königstein-Königstein (15 Jahre) und Königstein-Kórnik.
Nach stolzen 35 Jahren gab es selbstverständlich auch einige Rückblicke zu halten, so war unter anderem Ehrenfried Wilke anwesend, in dessen Amtszeit als Bürgermeister die Partnerschaft 1972 ins Rollen kam. Auch die früheren Vorsitzenden Hans Günter Brüske und Gerhard Strabel haben die Geschäfte längst ihren jüngeren Kameraden übergeben, Bemerkungen über graue oder fehlende Haare blieben an diesem Abend auch nicht aus. Selbstverständlich auch nicht auf französischer Seite, die mit der 92jährigen Ingrid Latscha absolutes Urgestein der Städtefreundschaft in ihren Reihen hatte.
Um am Geburtstagskuchen die „35 Kerzen auszublasen“ war Stadträtin Monique Garriou angereist, um die erkrankte Bürgermeisterin Tabarot zu vertreten – eine Dienstreise, die ihr offensichtlich viel Vergnügen bereitete. „Wir sind Partner geworden“ bestätigte sie die Früchte einst zart keimender Pflänzchen und dankte all jenen, „die die Fackeln weitergetragen haben: Europa ernährt sich täglich von Beziehungen!“ Um diese zu pflegen, hatte sie ein glasgeblasenes Kunstwerk für die Amtsstube von Bürgermeister Leonhard Helm mitgebracht und überreichte es galant mit einem Küsschen.
Mit „Rücksicht auf das Reisegepäck“ fiel die Gabe aus dem Taunus deutlich kleiner aus und es zeigte sich erneut, wie gut auch die Partner sich im Lokalkolorit auskennen, denn niemand ahnte auch nur böses, als es um den „Königsteiner Kleiderbügel“ ging – genauer gesagt nämlich um eine erneute Auflage der stilisierten Burgruine aus Silber.
In geschliffenem Französisch hob Stadtverordnetenvorsteher von Bethmann die beiden Länder, die nach verheerenden Kriegen nun das „Herz Europas“ bilden noch einmal in den Vordergrund, und beschwor besonders die Jugend, „das Interesse an den Sprachen, deren Schönheit und Tiefe“ nicht gegen ein „rudimentäres Englisch“ zu vertauschen. Diese zukünftige Arbeit, so schloss er, dürfe jedoch ruhig morgen erst beginnen, denn heute solle gefeiert werden. Dass die Delegierten de facto schon seit Donnerstag „in herzlichem Miteinander“ feierliche Tage verbrachten, rief Bürgermeister Leonhard Helm ins Gedächtnis zurück und gab den Partnern noch einmal beste Genesungswünsche an Amtskollegin Michèle Tabarot ins Gepäck. Wenngleich er zu den Jüngeren gehört, die bereits ganz selbstverständlich in Geist und Seele der Partnerschaft aufgewachsen ist, so galt sein besonderer Dank doch auch den Begründern, sowie diejenigen, welche unermüdlich am Erfolg gearbeitet haben, vorneweg Gaston Fischesser, der mittlerweile Ehrenbürger Königsteins geworden ist.
„Seit 35 Jahren versuche ich, deutsch zu reden“ stapelte Francois Aigrot tief, zählte sich ebenfalls zu den Jungen, jedoch: „Ich hatte keine grauen Haare ...“ Die sind dem Vorsitzenden des Cannetaner Partnerschaftsvereins jedoch nicht aufgrund seiner diesbezüglichen Tätigkeit gewachsen, vielmehr ließ er allerlei angenehme Erinnerungen, wie Burgfestbesuche, revue passieren und würdigte schließlich einen ganz besonderen Beitrag zum Wochenende: „Danke für die Bemühungen um die Sonne!“
Während diese sich nun langsam dem Horizont näherte, war es an der Zeit, den denkwürdigen Termin im „Goldenen Buch“ der Stadt Königstein festzuhalten. In langer Reihe gaben sich die Freunde die Feder weiter, neben den bisherigen Akteuren unterschrieben auch Ingrid Latscha und Alain Fabiani, der Chef de Cabinet du Maire. Sehr angenehm: Um die Eintragung nicht auf offener Bühne und doch im Geheimen vorzunehmen, übertrug eine Kamera jede Unterschrift „live“ auf die große Leinwand im Saal. Nicht minder wichtig, schloss sich die Vergabe einiger Medaillen an, so unter anderem an die „Académi Dou Miejour“, die die Partnerschaft seit dem ersten Tag musikalisch begleitet.
Bevor es ins Foyer zum Sektempfang gehen konnte, musste schließlich noch eine Flasche Chianti den Besitzer wechseln. Den Anlass für den italienischen Auftritt bildete der Moderator des Abends höchstpersönlich: Der Vorsitz des Förderkreises liegt nunmehr seit 20 Jahren in den Händen von Dr. Reinhard Siepenkort. „Er muß für alles den Kopf hinhalten“ hatte schon Bürgermeister Helm angedeutet, doch wies der Präsident dies zurück: „Wir sind ein Team, das gut zusammenspielt“ verwies er auf seine Vorstandskollegen. Die wiederum hatten sich unter Federführung von Laudator Wolfgang Riedel einen besonderen Spass erlaubt: Der Chianti, übrigens aus anerkannt gutem Hause, trug den Spitznamen ihres Primus inter pares, nämlich „SIEPI“.