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Die in Frankreich unerwünschten Hugenotten brachten in Hessen die Wirtschaft in Schwung

Taunus-Zeitung vom 18.04.2012

Auf der Suche nach einer neuen Heimat, in der sie ihre Religion frei ausüben können, siedelten sich französische Protestanten um das Jahr 1685 in Südhessen an. Auch in der Umgebung von Königstein.

"Chassez le Gickel aus dem jardin!" Dass die Friedrichsdorfer ihr Federvieh mit dieser Aufforderung aus dem Garten gejagt haben sollen, entspringt der Fantasie des Frankfurter Mundartdichters Friedrich Stoltze, der auch in der Kurstadt Spuren hinterlassen hat. Seine Vorstellung vom "Friedrichsdorfer Französisch" hat jedoch reale historische Hintergründe, wurde die Stadt doch 1687 von aus Frankreich geflüchteten Protestanten gegründet.

Professor Dr. Barbara Dölemeyer vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt ist ausgewiesene Expertin, wenn es um Hugenotten und Waldenser geht. Auf Einladung des Förderkreises der Städtepartnerschaft Königstein / Le Cannet berichtete sie am Montag von den Spuren, die die französischen Protestanten in Südhessen teilweise bis heute hinterlassen haben.

Im Europa der Frühen Neuzeit habe es wiederholt große Wellen von grenzüberschreitenden Migrationen gegeben, erklärte Dölemeyer. Rund 160 000 Protestanten wanderten infolge der Aufhebung des Edikts von Nantes, dass ihnen ursprünglich Religionsfreiheit zugesichert hatte, aus Frankreich aus. Auch die Vertreibung großer Gruppen von Waldensern aus dem Piemont 1698 war religiös motiviert.

Neue Technologie

Die rund 40 000 Hugenotten, die in das damalige Deutsche Reich kamen, waren oft von den Landesfürsten erwünschte Einwanderer, die besondere Privilegien genossen. Mit ihnen hielten neue Manufakturen und neue Technologien Einzug, und viele Fürsten hofften, ihre Wirtschaft nach dem Dreißigjährigen Krieg mit den Neuankömmlingen wieder in Schwung bringen zu können. Willkommen seien sie jedoch nicht überall gewesen. In Daubhausen beispielsweise mussten die Einwohner teilweise sogar ihre Häuser räumen, um Platz für die Hugenotten zu machen. Durch die Befreiung vom Zunftzwang stellten sie außerdem eine zusätzliche Konkurrenz für die einheimischen Handwerker dar.

Sehr früh räumte Friedrich II. von Hessen-Homburg den Hugenotten Privilegien ein. "Lieber will ich mein Silbergeräte verkaufen als diesen armen Leute die Aufnahme versagen", so eine überlieferte Äußerung des Landgrafen. Im Usinger Schlosspark erinnert ein Denkmal an Walrad von Nassau-Usingen, der die flüchtenden Hugenotten ebenfalls förderte. In der um 1700 erbauten Hugenottenkirche in Usingen ist heute unter anderem eine städtische Bibliothek untergebracht.

Einen Tipp hatte Dölemeyer für diejenigen unter den rund 80 Besuchern parat, die sich intensiver mit der Geschichte der französischen Protestanten befassen wollen oder möglicherweise sogar hugenottische Vorfahren haben. Die 1890 als Deutscher Hugenotten-Verein in Friedrichsdorf gegründete Deutsche Hugenotten-Gesellschaft in Bad Karlshafen hat sich, neben der Bewahrung und Förderung der hugenottischen Tradition, auch die Vertiefung der deutsch-französischen Freundschaft auf die Fahnen geschrieben. Genau wie der Förderkreis, der zu dem historischen Vortrag eingeladen hatte. Bei einem Glas Wein aus der Provence wurde im Anschluss noch lebhaft weiterdiskutiert.

 

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