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Taunus-Zeitung vom 16.11.2023

Hochgenüsse vom Boden des Ur-Meeres

Ganz leicht nur, fast unmerklich wölbt sich der Grund, auf dem die Reben gedeihen. Von einem Weinberg lässt sich schwerlich sprechen bei dieser besonderen Lage, eher von einem Weingarten. Denn gleich hinter den breiten Zinnen der aus Bruchsteinen gefügten Umfassungsmauer breitet sich der Spiegel des Mittelmeers aus.

Hohe Erträge, sagte Dr. Reinhard Siepenkort, erbringe der Anbau auf der rund anderthalb Kilometer langen und weniger als halb so breiten Insel St. Honrat nicht. Dafür jedoch einen sehr gehaltvollen Roten aus der Syrah-Traube. Davon genossen die Gäste der jüngsten Wein-, Käse- und Olivenprobe des Förderkreises Städtepartnerschaft im katholischen Gemeindezentrum sichtlich gerne.

Gut 20 Monate ruhe und reife der edle Tropfen unter der sachkundigen Aufsicht der Benediktinermönche in eichenen Fässern, erläuterte der nicht nur vinologisch bewanderte Ehrenvorsitzende des Vereins. Der Weinbau gehöre von Beginn an zu den Aktivitäten der Klostergemeinschaft, die im vierten nachchristlichen Jahrhundert aus einer Einsiedelei des Heiligen Honoratus hervorging.

Die dritte Station der genussreichen Rundreise führte geradewegs nicht nur in die Region, sondern sogar in die Sichtweite von Königsteins südfranzösischer Partnerstadt Le Cannet, die sich knapp zehn Kilometer entfernt von dem kleinen Archipel vor dem majestätischen Panorama der Seealpen ausmachen lässt. Siepenkorts lebendige Beschreibungen der Landschaft weckten Bilder und Gedanken an die Feiern des vergangenen Sommers zum 50jährigen Jubiläum der Partnerschaft.

Passend zum roten Rebensaft belegten die emsigen Damen der Abteilung „Speisen" die Teller mit länglichen, elfenbeinfarbenen Käsestücken und schwarzen Früchten des Olivenbaums. Die gehärtete Milch, sagte Pierre Danielzik, stamme von den rot-bunten Kühen der Ortschaft Abondance, gelegen im hochalpinen französischen Teil Savoyens. „Diese Kühe fressen ausschließlich Weidegras und keinerlei haltbargemachtes Gärfutter", nannte er den Grund für den milden, gleichwohl charaktervollen Geschmack.

Aromatisch fein aufgefächert, zergingen die schwarzen Oliven aus dem provenzalischen Vallée des Baux auf der Zunge. Trüffel ließen sich herausschmecken, Steinpilze und reife Äpfel, wie Hannelore Brill erläuterte.

Die von Hand geernteten Kernfrüchte werden nach ihren Worten mit trockenem Salz behandelt, um die Bitterstoffe zu vertreiben. Ihren vollen Geschmack verdankt die Grossane außerdem den vorgeschriebenen Abständen von mindestens vier Metern von Baum zu Baum, wie die Olivenexpertin ausführte. Das Tal zähle zu den ältesten Anbaugebieten überhaupt. Begonnen damit haben ihr zufolge die Phönizier vor mehr als zweieinhalb Jahrtausenden. Sie wiederum hätten ihr Wissen aus Nordafrika mitgebracht, das dann auf die Griechen und Römer überging. „Vorteilhaft ist der sehr alkalische Kalkboden", sagte Brill.

Muscheln als Mineralspender

Dass Mitteleuropa in tiefen erdgeschichtlichen Tagen einmal gänzlich von Wasser bedeckt war, erweise sich sowohl für den Anbau von Oliven als auch den von Wein als außerordentlich bedeutsam, ergänzte Siepenkort. Muscheln, Schnecken, Schwämme lagerten sich schichtenweise auf dem Meeresboden ab und bilden heute Mineralquellen. Begonnen hatte die Weinrundreise an den Hängen der oberen Loire bei Sancerre. Dem Sauvignon Blanc folgte ein ebenfalls weißer Chardonnay aus dem Chablis. In kräftigem Rot füllten ein 2017er Pic Saint-Loup, angebaut in der Nähe des knapp 360 Meter hohen Matterhorns en miniature des Languedoc, sowie ein Bordeaux aus dem Haut-Médoc die Probiergläser. Wein, Käse, Oliven, Wildschweinterrine gaben Zunge und Gaumen reichlich vergnügliche Beschäftigung. Und sie förderten nicht minder die munteren Gespräche an den Tischen.

Zu einer Tagestour nach Darmstadt lädt der Verein für 23. November ein. Wie Vorsitzender Wolfgang Riedel sagte, steht der Besuch der Ausstellung „Into the Space Age" auf dem Programm. Aus Kostengründen habe der Vorstand beschlossen, nicht am Königsteiner Weihnachtsmarkt teilzunehmen.

Der traditionelle Empfang zum neuen Jahr ist für den 14. Januar im Foyer des Hauses der Begegnung terminiert. Die Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen des Vorstands findet am 15. März statt. bol

Quellenangabe: Taunus Zeitung vom 16.11.2023, Seite 17

 

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